Messvorrichtung

Periodisches Überwachungsbarometer für Deutschland

In der rechtspolitischen Diskussion wird seit langem kontrovers über die Not­wen­digkeit einer gesamtheitlichen Erfas­sung und verfassungsrechtlichen Bewertung der zahlreichen Überwachungsbefugnisse der Sicherheits­behör­den debattiert. In dem Projekt wird erstmals ein Konzept zum Aufbau eines perio­di­schen Überwachungsbarome­ters entwickelt. Anknüpfend an die bislang eher abstrakten Überlegungen über den Nutzen einer „Überwachungs-Gesamtrechnung“ soll die tatsächliche Überwachungslast der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland möglichst realitätsnah erfasst werden. Auf der Grundlage eines gleichermaßen theoretisch wie empirisch unterlegten Mo­dells entsteht ein Instrumentarium, mit dem das Überwachungsgeschehen gemessen und die jeweiligen Maß­nah­men zugleich auch (verfassungs-)rechtlich eingeordnet werden können.
Das Überwachungsbarometer soll einen evidenzbasierten Unterbau für die rechtspolitische Debatte um beste­hen­de Überwachungsbefugnisse und mögliche Änderungen oder Erweiterungen ebenso wie für deren Bewertung durch die Rechtsprechung schaffen. Das Modell ist so angelegt, dass es zu einem periodischen Instrument im Sin­ne eines regelmäßigen Monitorings weiterentwickelt werden kann. Erst auf der Zeitachse können Entwick­lun­gen in der Anwendungspraxis frühzeitig erkannt und retrospektiv analysiert werden.
Obwohl die Zunahme staatlicher Überwachungen ein globales Thema ist, ist ein solches Transparenzinstrument bislang weder für Deutschland noch für ein anderes Land in Europa oder der Welt entwickelt worden. Eine erste, zunächst noch limitierte Version des Überwachungsbarometers soll im Laufe des Jahres 2022 erstellt werden. Das Konzept ist so angelegt, dass es inhaltlich erweitert und perspektivisch zu einem EU-weiten Anschlussprojekt wei­ter­entwickelt werden kann.
Das Projekt berührt zentrale Fragen des Grundrechtsschutzes im Zusammenhang mit der Praxis staatlicher Über­wachung und deren tatsächlichem Umfang; sie bilden den Kern des Dritten Forschungsschwerpunktes der Ab­tei­lung Öffentliches Recht.

 

Forschungsertrag: Konzeptstudie (2021/22); Pilotausgabe: erstes Überwachungs­barometer (2022/23); Beiträge in wissenschaftlichen Zeitschriften und Vorträge (fortlaufend)
Forschungsschwerpunkt:3. Herausforderungen: Grundrechte, Rechtsstaatlichkeit, Demokratieprinzip
Projektsprache:Deutsch
Foto:© devilmaya / Alamy Stock Photo

 

Publikationen zum Projekt

Max-Planck-Institut zur Erforschung von Kriminalität, Sicherheit und Recht (Hrsg.). (2025). Überwachungsgesamtrechnung für Deutschland: Pilotstudie basierend auf der wissenschaftlichen Evaluation ausgewählter Überwachungsbefugnisse der Sicherheits- und Strafverfolgungsbehörden. Band 1: Bericht. Freiburg: Max-Planck-Institut zur Erforschung von Kriminalität, Sicherheit und Recht.
Max-Planck-Institut zur Erforschung von Kriminalität, Sicherheit und Recht (Hrsg.). (2025). Überwachungsgesamtrechnung für Deutschland: Pilotstudie basierend auf der wissenschaftlichen Evaluation ausgewählter Überwachungsbefugnisse der Sicherheits- und Strafverfolgungsbehörden. Band 2: Manual. Freiburg: Max-Planck-Institut zur Erforschung von Kriminalität, Sicherheit und Recht.
Max-Planck-Institut zur Erforschung von Kriminalität, Sicherheit und Recht (Hrsg.). (2025). Überwachungsgesamtrechnung für Deutschland: Pilotstudie basierend auf der wissenschaftlichen Evaluation ausgewählter Überwachungsbefugnisse der Sicherheits- und Strafverfolgungsbehörden. Band 3: Datenband. Freiburg: Max-Planck-Institut zur Erforschung von Kriminalität, Sicherheit und Recht.
Poscher, R., Kilchling, M., & Landerer, L. M. (2022). Überwachungsbarometer für Deutschland – Ein Modellkonzept. Potsdam-Babelsberg: Friedrich Naumann Stiftung für die Freiheit.
Poscher, R., & Kilchling, M. (2022). Wie lässt sich die Überwachung der Bürgerinnen und Bürger messen? Deutsche Richterzeitung, (3), 110–113.
Poscher, R., Kilchling, M., & Landerer, L. M. (2021). Ein Überwachungsbarometer für Deutschland. Entwicklung eines Konzeptes zur periodischen Erfassung staatlicher Überwachungsmaßnahmen. Zeitschrift für das gesamte Sicherheitsrecht, 4(6), 225–232.
Poscher, R., & Kilchling, M. (2021). Entwicklung eines periodischen Überwachungsbarometers für Deutschland: Pilotprojekt – Max-Planck-Institut zur Erforschung von Kriminalität, Sicherheit und Recht, Abteilung Öffentliches Recht, Freiburg i.Br. Potsdam-Babelsberg: Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit.

Weitere Informationen zum Projekt

 

Kilchling, M., & Poscher, R. (2022, August 1). Mehr Transparenz bei staatlicher Überwachung nötig. Tagesspiegel Background.
Poscher, R., & Kilchling, M. (2022, April 29). Zwei Jahrzehnte nach 9/11 – Höchste Zeit für ein empirisch basiertes Monitoring staatlicher Überwachungsmaßnahmen. doi:10.17176/20220429-182152-0
Poscher, R., Kilchling, M., & Landerer, L. M. (2022). Entwicklung eines periodischen Überwachungsbarometers für Deutschland Jahrbuch 2021 der Max-Planck-Gesellschaft.
Anger, H. (2022).
“Staatliche Überwachung: Kontoabfragen zuletzt ‘fast exponentiell’ gestiegen. Behördliche Abfragen bei der Hausbank, Überwachung durch smarte Haushaltsgeräte — bislang ist unklar, in welchem Maße der Staat Daten der Bürger abfragt. Das ändert sich nun.”
Handelsblatt, 25.1.2022.
Poscher, R. (2021).
Konzept für ein periodisches Überwachungsbarometer. Anhörung vor dem Deutschen Bundestag — Ausschuss für Inneres und Heimat.
Ausschuss-Drucksache 19(4)732 E v. 18.2.2021.
Poscher, R. (2021).
Das Überwachungsbarometer für Deutschland.
Liberal 3/2021.

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