
Juristische Hermeneutik und Metaethik
Die Grenzen moralischer Objektivität in „Hard Cases“
Das interdisziplinäre Projekt befasst sich mit dem Einfluss metaethischer Theorien auf die hermeneutische Debatte um „Hard Cases“. Im ersten Teil wird der aktuelle Diskussionsstand systematisch dargestellt. Zunächst werden zwei kontrastierende Positionen identifiziert: Die (i) Unbestimmtheitsthese geht davon aus, dass das Recht eine Vielzahl potenziell richtiger Antworten zulässt. Demgegenüber behauptet die (ii) These von der einzig richtigen Antwort, dass das Recht – insofern es als Teilbereich der Moral aufzufassen sei – eine eindeutig richtige Lösung bereitstellt. Letzteres wird insbesondere von Ronald Dworkin, Klaus Günther und Michael Moore vertreten. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass alle drei Autoren zur Letztbegründung ihrer Auffassung (jeweils unterschiedliche) Theorien der moralischen Objektivität heranziehen. Damit tut sich eine interdisziplinäre Verbindung zwischen der juristischen Hermeneutik und der Metaethik als demjenigen Fachgebiet auf, das die Frage nach der Plausibilität moralischer Objektivität zum Gegenstand hat. Der zweite Teil bietet daher einen Überblick über die gegenwärtige metaethische Landschaft, die ebenfalls in zwei Grundrichtungen unterteilt werden kann. Auf der einen Seite hält der moralische Nicht-Objektivismus – damit die These von der einzig richtigen Antwort verwerfend – moralische Urteile bestenfalls für bloß subjektive Einstellungen oder gesellschaftliche Vereinbarungen; auf der anderen Seite geht der moralische Objektivismus davon aus, dass moralische Urteile wahrheitsfähig und unabhängig von persönlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Gegebenheiten sind. Diese Position könnte theoretisch die These von der einzig richtigen Antwort stützen. Der dritte Teil der Arbeit tritt dem allerdings entgegen, indem er darlegt, dass moralische Urteile, selbst wenn ihnen ein objektiver Status zukommt, nicht hinreichend sind, um in Hard Cases eine einzige richtige Antwort zu gewährleisten: Viele dieser Fälle werfen entweder überhaupt keine moralischen Fragen auf oder verlieren aufgrund verschiedener juristischer Strategien zur Vermeidung moralischer Argumente ihren moralischen Status (moralische Bedeutungslosigkeit). Bei den Hard Cases wiederum, bei denen moralische Argumente eine entscheidende Rolle spielen, führen Inkommensurabilität und juristische Dilemmata zur Koexistenz mehrerer gleichermaßen „richtiger“ Antworten (moralische Unbestimmtheit).
| Forschungsergebnis: | Dissertation an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg |
|---|---|
| Forschungsschwerpunkt: | 1. Grundlagen: Rechtstheoretische Fragen und dogmatische Strukturen |
| Projektlaufzeit: | 2020–2025 |
| Projektsprache: | Englisch |
| Projektstatus: | abgeschlossen |
| Grafik: | © Rafael Giorgio Dalla Barba |
Publikation (Auswahl)
Workshop | Talks
Talks
- Direito, moralidade e metaética. Presented at Aprendimentos Direito, Federal University of São Paulo (UNIFESP), 03/21/2024.
- Critical Remarks on Ralf Poscher’s ‘The Hand of Midas’. Presented at Conceptual Engineering and the Law Workshop, MPI-CSL, 04/28/2023.










